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22.06.2022 Kategorie: ThomasGemeinde

Die christliche Bestattung II

Bestattung heute

Immer wieder geschieht es: Mit einem Trauerzug bin ich unterwegs von der Friedhofskapelle zur Grabstelle, und uns begegnet ein Mensch, der mit diesem Trauerzug nichts zu tun hat. Er arbeitet auf einem der Gräber am Wege oder er nutzt den Weg über den Friedhof als willkommene Abkürzung auf dem Weg vom Einkaufen. Und immer wieder bemerke ich die große Unsicherheit im Umgang mit einem Trauerzug. „Arbeite ich einfach weiter, als hätte ich nichts gesehen?“ – „Senke ich den Blick und eile möglichst schnell vorbei?“ – „Schlage ich mich in die Büsche, um einer Begegnung auszuweichen?“


Es gibt einen ganz schlichten Hinweis, wie Sie all diese Probleme umgehen können. Halten Sie einfach inne, wenn Ihnen ein Trauerzug begegnet. Bleiben Sie am Rand des Weges stehen, falten Sie die Hände und sprechen Sie ein Gebet für die Hinterbliebenen. Oder tun Sie das, was der Psalmbeter für das Leben empfiehlt: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden.“ Denn gewiss ist uns allen der Tod am Ende des Lebens, ungewiss allein ist die Stunde dieses Todes.


Ebenso unsicher sind aber viele Menschen als Teilnehmer eines Trauerzuges. So, dass vor einiger Zeit ein Kollege sagt: „Wenn wir aus der Kapelle zum Grab gehen, sage ich immer: „Lasst uns in der Stille zum Grab gehen‘, weil sonst die lauten Gespräche so unangenehm sind.“ Es ist gute Sitte, diesen letzten Erdenweg eines Verstorbenen schweigend zu geleiten und sich dabei auf den Verstorbenen, auf die Angehörigen und auf sich selbst zu besinnen angesichts des Todes.


Viel selbstverständlicher scheint noch der Weg zur Grabstelle nach dem Abschluss der Trauerfeier zu sein. Viele der Besucher gehen zum Grab, halten kurz inne, sprechen ein Gebet, nehmen in der Stille Abschied.
Und werfen dann Erde auf den Sarg, so wie es der Pfarrer während der Trauerfeier getan hat mit den Worten „Erde zur Erde, Asche zur Asche, Staub zum Staube.“ So wird deutlich, dass der Mensch ein „Erdling“ ist, dessen leibliche Substanz mit dem Tod dorthin zurückkehrt, woher sie gekommen ist.
Dieses Bild geht zurück auf die hebräische Sprache. Dort heißt Mensch „adam“ und Erde „adama“. Oder wie es in Psalm 104 heißt: „Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen.


... Nimmst du weg deinen Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.“
Gott ist es, der das Leben schenkt und wieder nimmt, der den Menschen sozusagen aus- und einatmet.
 

Bildquelle: Thorsten Neuhaus / pixelio.de

Beitrag von Detlef Gottwald